Während die Forschung noch vor 20 Jahren vorrangig die Probleme und Belastungen der Alleinerziehenden und ihrer Kinder aufgriff, wird heute zunehmend zukunfts- und ressourcenorientiert untersucht, was Alleinerziehende, was nicht mit den Kindern zusammen lebende Elternteile und was die Kinder benötigen, um die mit der Trennung und Scheidung verbundenen vielfältigen Herausforderungen positiv zu bewältigen und das Familienleben neu zu organisieren.
Da Selbstbilder und Fremdbilder sich wechselseitig beeinflussen, fühlten sich Alleinerziehende früher stärker an den Rand der Gesellschaft gedrängt als heute. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Alleinerziehende die an sie gestellten Anforderungen im Alltag heute zunehmend als positive Herausforderungen empfinden, deren Bewältigung sie selbstbewusst und zuversichtlich stimmt.
Der überwiegende Anteil der Alleinerziehenden nimmt in den letzten Jahren eine spürbare Verbesserung des Fremdbildes wahr, wünscht sich jedoch zukünftig noch mehr gesellschaftliche Akzeptanz.
Kinder von Alleinerziehenden erleben das Familienklima im Zusammenleben mit der Mutter genauso positiv wie Kinder von verheiratet zusammenlebenden Eltern und erhalten nicht weniger Fürsorge als Kinder in Paarfamilien. „Demnach schaffen es die alleinerziehenden Mütter, die stärkeren Belastungen, die sie im Vergleich zu Müttern in Paarhaushalten empfinden, nicht auf ihre Kinder zu übertragen.“1
Unterschiede im Familienklima beschreiben die Kinder im Verhältnis zu ihren Vätern, da der Kontakt zum Vater durch das getrennte Wohnen im Alltag nicht so selbstverständlich abläuft wie beim Zusammenleben unter einem Dach.
Viele Alleinerziehende gehen nach einer gewissen Zeit neue Partnerschaften ein, und es bilden sich wieder neue familiäre und verwandtschaftliche Strukturen – wobei sich die Komplexität dieser Systeme erhöht und der Umgang mit dieser Komplexität oft erst erlernt werden muss. Viele Mütter erleben sich auch schon in der Phase als Alleinerziehende eher als Managerin komplexer Beziehungs- und Netzwerkstrukturen denn als faktisch „allein“ erziehend.
Petra Winkelmann