Fachkräfte berichten:
Durch die Steigerung der Energiekosten erlebe ich die Alleinerziehenden ärmlicher denn je. Kleiderkammern, Tafeln werden verstärkt ins Leben gerufen und genutzt. Ein-Euro-Jobs werden gesucht, um einen kleinen Mehrbetrag zu haben, und Bildungs- und Freizeitangebote nicht mehr wahrgenommen, da die Gebühren nicht aufgebracht werden können. Die Zahl der Frauen in Not steigt.
(SkF Bersenbrück)
Allein erziehende Frauen sind häufig teilzeitbeschäftigt und in abhängigen Arbeitsbeziehungen. Von ihnen wird erwartet, dass sie relativ flexibel sind, sich nicht an vorgegebenen Arbeitszeiten orientieren. In bestimmten Gewerben wie z. B. Bäckerei oder Hotel- und Gaststättengewerbe findet man keine Arbeitszeitverlässlichkeit, häufig gibt es nur mündliche Verträge, Überstundenvergütung ist nicht klar geregelt und geleistete Überstunden werden nur abgegolten, wenn die Angestellten es einfordern – aus Angst vor Arbeitsplatzverlust verzichten jedoch viele auf ihre Ansprüche und nehmen Willkür des Arbeitgebers in Kauf.
(SkF Offenburg)
Die Sicherung des Lebensunterhaltes wird für Alleinerziehende immer schwieriger: Die Zahlungsmoral vieler Väter ist schlechter geworden, sie wollen zunehmend keine Verantwortung übernehmen, und die Frauen tragen die Last, den Unterhalt gerichtlich erstreiten zu müssen. Die Unterstützung durch Hartz IV ist komplett unzureichend, insbesondere ist das Sozialgeld für die Kinder viel zu gering angesetzt. Die Auseinandersetzung mit dem Jobcenter kostet sehr viel Kraft. Es gibt keine klaren Ansprechpersonen,die telefonische Erreichbarkeit ist schwierig und die Zuständigkeiten sind unklar.
(SkF Stuttgart)
Frau S. ist 45 Jahre alt, hat drei Kinder und ist seit zwei Jahren geschieden. Ihre älteste Tochter lebt bereits in einer eigenen Wohnung, die 18-jährige Tochter und 6-jährige Sohn wohnen im Haushalt der Mutter. Frau S. arbeitet als Nachtwache im Krankenhaus. Sie kann diese Stelle nur ausüben, weil die 18-jährige Tochter während ihrer Dienstzeit den jüngeren Bruder betreut. Abends um 19:00 Uhr verabschiedet sie sich von ihren Kindern, denn bis zum Arbeitsbeginn um 20:00 Uhr hat sie noch eine Stunde Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln – ein Auto ist bei ihrem Einkommen nicht finanzierbar.
Nach der Arbeit frühstückt sie mit den Kindern, schläft ein wenig, erledigt dann den Haushalt und holt um 13:30 Uhr den jüngsten Sohn von der Schule ab. Es ist ihr sehr wichtig, dass sie ihn nach dem Mittagessen bei den Hausaufgaben betreut, denn die Erfahrung mit den beiden ältesten Töchtern hat ihr gezeigt, dass es sich lohnt, jetzt Zeit zu investieren, damit die Kinder später schulisch erfolgreich sind.
Frau S. berichtet: Die Nachtarbeit ist schon sehr stressig, aber Gott sei Dank bin ich äußerst belastbar und komme mit wenig Schlaf aus. Glücklicherweise sind meine Kinder gesund, und die ältere Tochter hilft wirklich viel mit. Lieber würde ich am Tage arbeiten – aber das ist mit der Betreuung eines 6-jährigen Kindes schwer zu vereinbaren, und ich hätte kaum noch Zeit für meinen Sohn. Ich habe über 9 Jahre als Chefsekretärin gearbeitet, aber da muss man auch schon mal spontan länger bleiben, für Sitzungen eine Abendeinheit einlegen o. Ä. – das geht doch als Alleinerziehende mit Kindern im Vorschul-und Grundschulalter nicht!
Trotz ihrer Erwerbstätigkeit ist das Geld sehr knapp. Das Gehalt reicht gerade für Miete und Lebensunterhalt. Für Urlaubsreisen, Kinokarten, Essengehen o. Ä. bleibt kein Spielraum.
(SkF Wuppertal)