Die Ostergeschichte für Kinder
Alleine Erziehen: Die Ostergeschichte für Kinder
 © Eva Amode, Illustratorin, Kösel Verlag 

Die Ostergeschichte für Kinder


Von der großen Osterfreude

Stell dir einmal vor, ein dir lieber Mensch ist gestorben. Du bist tieftraurig und eigentlich durch nichts zu trösten. Du verstehst das alles gar nicht Nichts ist mehr wie vorher. Und dann 'kommt plötzlich jemand zu dir gelaufen und sagt: Dein Freund lebt. Das kannst du bestimmt nicht fassen. Das ist auch wie ein Schrecken für dich. So ähnlich werden auch die Freunde von Jesus reagiert haben, als sie hörten: Jesus lebt. Ja, das ist Ostern: Jesus lebt. Er ist nicht im Tod geblieben. Gott schenkt neues Leben. Von dieser Freude erzählen die Ostergeschichten in der Bibel. Eine davon will ich erzählen:

Maria Magdalenas Osterfreude

Maria von Magdala war zu Tode betrübt. Niemand konnte sie trösten. Jeder Mensch ist traurig, wenn jemand, den man sehr lieb hat, auf einmal stumm ist und tot daliegt. Ganz wenig kann man nur noch für ihn tun: seinen Körper waschen, ihn in ein schönes Totengewand kleiden und seinen Sarg mit Blumen schmücken.

Das Herz ist voll Trauer, denn alle Geschenke der Liebe machen ihn nicht wieder lebendig. So ging es auch Maria von Magdala. Jesus, ihr großer Freund und Lehrer war tot. Maria Magdalena dachte: »Nichts ist mehr so wie noch vor wenigen Tagen.« Das große Glück, Jesus gefunden zu haben, war zerbrochen wie Glas. Wie sollte sie jetzt alleine nach Gott suchen? Bei Jesus hatte sie gespürt: Gott hat mich über alle Maßen lieb. Ich kann ihm ganz vertrauen. Ganz früh am Morgen, als es noch gar nicht richtig hell war, hielt sie es nicht mehr aus. Sie lief zum Grab. Vielleicht hat sie gedacht: Am besten ist es da für mich, wo Jesus begraben liegt. Viele Menschen, die einen lieben Toten begraben haben, kehren an sein Grab zurück. Sie wollen ihm nahe sein.

 Aber was entdeckte sie dort? Das Grab war leer. Entsetzt fing sie an zu weinen. Plötzlich sah Maria mit den Augen ihres Herzens zwei Männer am Grab sitzen. »Das sind Engel«, wusste sie sofort, und sie konnte genau verstehen, was sie fragten: »Frau, warum weinst du? « »Das ist vielleicht eine Frage«, dachte Maria. »Da habe ich zuschauen müssen, wie Jesus grausam getötet wurde. Bis zum Schluss habe ich mit meinen Freundinnen dagestanden. Fast alle Freunde waren ja aus Angst davongelaufen. Und nun fragen mich die Engel, warum ich weine. « Endlich antwortete sie: »Weil ich meinen toten Freund und Lehrer suche, Jesus. Man hat ihn weggenommen aus dem Grab, und ich weiß nicht wohin.« Sie weinte, aber sie sah immer mehr durch ihren Schmerz hindurch das Bild Jesu in ihrem Herzen aufleuchten. Das konnte ihr niemand wegnehmen. Nun wollte sie nicht mehr am leeren Grab stehen. Sie drehte sich um und wollte fortgehen.

 Da stand plötzlich ein Mann vor ihr. Maria meinte, es sei der Gärtner. Aufgeregt fragte sie ihn: »Hast du meinen Herrn weggenommen? Dann sag mir bitte, wohin du ihn gebracht hast.« Der Mann sagte nur ein Wort: »Maria!« Mit ganzem Herzen verstand sie sofort: Das ist Jesus! Sie rief: »Meister!« Auf einmal war alles gut. Marias Herz jubelte vor Freude. »Liebster Meister«, rief sie noch einmal, eilte zu ihm hin und wollte seine Hände halten. Aber Jesus sagte zu ihr: »Maria, du kannst mich nicht festhalten. Geh zu meinen Freunden und Freundinnen und sag ihnen, dass du mich gesehen hast und ich bald zum Vater im Himmel gehe.« Maria hatte ihn verstanden: Man kann Jesus nicht festhalten, ehe man nicht selbst durch den Tod gegangen ist. Bestimmt war Maria so glücklich wie noch nie in ihrem Leben. Sie wusste nun sicher: Jesus lebt. Er hat nicht aufgehört, für mich da zu sein, wenn auch anders als sonst. Er bleibt immer bei mir in meinem Leben. Und sie freute sich: »Er hat mir zuallererst mitgeteilt, dass er lebt. Ich, Maria von Magdala, ich darf den anderen die frohe Nachricht bringen.«

Ostern feiern

Ostern ist das älteste und höchste Fest der Christen. Es wird seit der Zeit der Apostel, also schon fast 2000 Jahre gefeiert. So wichtig war den Christen immer die Botschaft: Jesus ist nicht im Tod geblieben. Gott hat ihm neues Leben geschenkt. Nun brauchen wir auch keine Angst mehr vor dem Sterben zu haben. Da bist du sicher mit mir einer Meinung: Das ist wirklich ein Grund zur Freude und zum Feiern.

Ostern wird jedes Jahr am Sonntag nach dem ersten Frühlingsmond gefeiert. Deshalb wechselt das Datum auch jedes Jahr. Ungefähr 300 Jahre nach der Auferstehung Jesu wurde das so festgelegt. Woher der Name Ostern kommt, wissen wir nicht genau. Vielleicht von einer alten germanischen Göttin, die Ostera hieß und als Frühlingsgöttin verehrt wurde. Andere nehmen an, Ostern stamme von einem alten deutschen Wort eostarun ab, das den Sonnenaufgang im Osten meint. So glaubten die Menschen früher auch, dass die Sonne am Ostermorgen aus Freude über den auferweckten Jesus mehrmals am Horizont emporhüpfe. Wie beim Weihnachtsfest wollten die Menschen ausdrücken: Jesus ist unsere Sonne.

Osterfeuer und Osterkerze

Das Feuer ist von den Menschen seit jeher verehrt worden. Das Feuer macht warm, macht die Dunkelheit hell, es schenkt Leben. So war das Feuer immer auch ein Zeichen für die Sonne, die erwärmt und Leben schenkt. Deshalb entzündeten die Menschen auf den Bergen die Frühlingsfeuer, um die Frühlingssonne zu begrüßen: Das Kalte und Erstarrte des Winters sollte verbrennen, das Warme, das Helle, das neue Leben kommen. Auch heute werden in einigen Gegenden noch mit Stroh umwickelte Holzräder brennend über die kahlen Felder zu Tal gerollt. Da kannst du verstehen, dass die Christen Feuer und Sonne zum Sinn-Bild machten für Jesus, der nicht im Tod geblieben ist. Nun wissen wir: Auch uns wird neues Leben nach dem Tod geschenkt werden.

So beginnt die Feier der Osternacht in der Kirche mit einem Osterfeuer vor der Kirche. Vielleicht hast du es schon einmal erlebt, wie das Feuer plötzlich die Dunkelheit erhellt und Wärme ausstrahlt. Du kannst es spüren: Jetzt ändert sich etwas. An dem Feuer wird dann die Osterkerze angezündet. 


Sie ist festlich geschmückt. Immer sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets -Alpha und Omega, das bedeutet: Anfang und Ende – mit schönen Wachsbuchstaben auf die Kerze aufgedrückt. Das soll bedeuten: Jesus Christus ist Anfang und Ende der Welt. Dann siehst du noch fünf rote Wachsnägel. Sie erinnern uns an die fünf Wunden Jesu am Kreuz. Die Osterkerze wird gesegnet und dann in den dunklen Kirchenraum getragen. Dabei wird ein österliches Jubellied gesungen: Lumen Christi. Das bedeutet: Licht Christi! Wenn die Osterkerze durch die dunkle Kirche getragen wird, verstehen wir, was Jesus gemeint hat, als er einmal gesagt hat: »Ich bin das Licht der Welt.« Er wollte das Dunkle in der Welt hell machen. Nun sollen wir es tun, sein Licht in die Welt tragen. Deshalb werden an der Osterkerze andere kleine Osterkerzen angezündet, die die Menschen mitgebracht haben oder in der Kirche bekommen. Wie schön ist es, dieses Osterlicht mit nach Hause zu nehmen und es zum Mittelpunkt des österlichen Frühstückstisches zu machen. Weil die kleine Kerze nicht allzu lange brennt, könnt ihr auch mit ihr die Osterkerze der Familie anzünden, die ihr in der Karwoche gebastelt habt. Auch bei den anderen Mahlzeiten kann das Osterlicht brennen.

Ihr könnt ein Osterlicht zum Familiengrab bringen. Tod und Leben gehören ja zusammen. Das tun die Menschen seit alters. Auch alte Leute freuen sich über eine Osterkerze, wenn sie nicht mehr selber am Gottesdienst teilnehmen können. Die große Osterkerze in der Kirche steht auf einem eigenen Leuchter und wird bis Pfingsten bei jedem Gottesdienst angezündet. Am Pfingstfest ist nämlich die Osterzeit zu Ende.

Auszug aus: "Das große Jahrbuch für Kinder: Feste feiern und Bräuche neu entdecken" von Hermine König 
(Kösel Verlag; 6. Auflage 2007; ISBN 978-3-466-36747-4)
Bilder: Eva Amode



Hermine König
Das große Jahrbuch für Kinder: Feste feiern und Bräuche neu entdecken
6. Edition; Kösel; 2007
ISBN: 978-4-466-36747-4