
Resilienz - Warum innere Stärke für Alleinerziehende lebenswichtig ist
Von Jana Strahl
Alleinerziehend zu sein bedeutet, täglich Verantwortung zu tragen, Entscheidungen allein zu treffen, Trost zu spenden, wenn man selbst erschöpft ist – und das oft ohne ein stabiles Netz aus Unterstützung. Inmitten dieser Herausforderungen wird ein Begriff immer bedeutsamer: Resilienz. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Wort, das so oft wie ein Zaubertrank gegen Krisen gehandelt wird? Und wie können alleinerziehende Mütter und Väter ihre eigene Resilienz stärken – und die ihrer Kinder?
Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Es geht nicht darum, unverwundbar zu sein oder Probleme wegzulächeln. Resiliente Menschen erleben Schmerz, Stress und Rückschläge – aber sie finden Wege, sich wieder aufzurichten. Sie entwickeln Strategien, um mit Belastungen umzugehen, und behalten dabei ihre psychische Gesundheit im Blick. Psycholog*innen sprechen von einem „psychischen Immunsystem“, das sich aus verschiedenen Schutzfaktoren zusammensetzt: Selbstwirksamkeit, soziale Bindungen, Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung und Zukunftsplanung. Diese Faktoren sind nicht angeboren – sie lassen sich entwickeln und trainieren. Und genau hier liegt die Chance für alleinerziehende Eltern.
In Deutschland leben rund 2,6 Millionen Alleinerziehende, davon etwa 90 % Frauen. Sie stemmen den Alltag oft unter erschwerten Bedingungen: finanzielle Engpässe, weil nur ein Einkommen zur Verfügung steht; Zeitdruck, weil Haushalt, Beruf und Kinderbetreuung allein organisiert werden müssen; emotionale Erschöpfung, weil der zweite Elternteil fehlt – nicht nur als praktische Hilfe, sondern auch als emotionaler Rückhalt. Hinzu kommen gesellschaftliche Stigmatisierung und rechtliche Hürden, etwa bei Umgangsregelungen oder Unterhaltsfragen. Diese Belastungen können die psychische Gesundheit gefährden. Studien zeigen, dass Alleinerziehende ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angststörungen und psychosomatische Beschwerden haben. Umso wichtiger ist es, die eigene Resilienz zu stärken – nicht als Schönwetterstrategie, sondern als Überlebenskunst.
Resilienz beginnt im gelebten Alltag – in kleinen Entscheidungen, in der Art, wie wir mit uns selbst sprechen, wie wir mit Herausforderungen umgehen und wie wir unsere Kinder begleiten. Selbstfürsorge ist dabei kein Egoismus, sondern eine Notwendigkeit. Wer dauerhaft über seine Grenzen geht, verliert die Kraft, für andere da zu sein. Resilienz bedeutet, sich selbst ernst zu nehmen: Pausen einzuplanen, Hilfe anzunehmen, sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen. Auch wenn das familiäre Netz fehlt – neue Netzwerke lassen sich aufbauen. Ob durch Elterncafés, Online-Foren, Selbsthilfegruppen oder Angebote wie Alleinerziehenden-Wochenenden: Gemeinschaft stärkt. Sie bietet Austausch, Entlastung und das Gefühl, nicht allein zu sein.
Auch Kinder können lernen, mit Herausforderungen umzugehen – wenn wir sie begleiten. Rituale, klare Strukturen, offene Gespräche und das gemeinsame Lösen von Problemen fördern ihre Resilienz. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um Beziehung. Und auch professionelle Unterstützung kann helfen: Psychologische Beratung, Coaching, Familienhilfe oder therapeutische Angebote entlasten und eröffnen neue Perspektiven.
Unser Schwerpunkt: Resilienz stärken – für dich und deine Kinder
In den kommenden Wochen widmen wir uns auf www.alleine-erziehen.de intensiv dem Thema Resilienz. Wir wollen Mut machen, Wissen teilen und konkrete Wege aufzeigen. Unsere Beiträge richten sich an alle, die sich fragen: Wie kann ich meine eigene Resilienz stärken – auch wenn ich kaum Zeit habe? Wie begleite ich mein Kind durch schwierige Zeiten? Welche Angebote gibt es für Alleinerziehende, die wirklich helfen? Wie kann ich mit Schuldgefühlen, Erschöpfung und Überforderung umgehen? Was bedeutet Resilienz in Trennungssituationen, besonders dann, wenn noch zusätzliche Belastungen hinzukommen?
Diese Fragen und mehr wollen wir in unserem Spotlight „Resilienz“ beantworten.