Adventszeit – Zeit der Rituale
Alleine Erziehen: Adventszeit – Zeit der Rituale
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Adventszeit – Zeit der Rituale und der Vorfreude auf Jesus Christus‘ Geburt

von Claudia Lange

Eine ganz besondere Zeit – die Adventszeit steht vor der Tür. Advent bedeutet „Ankunft“ und meint im christlichen Sinne die Ankunft der Geburt von Jesus Christus.

Die Adventszeit ist eine Vorbereitungszeit auf das große Fest der Ankunft von Jesus Christus, dessen Geburt am 24. Dezember gefeiert wird. In dieser besonderen Zeit ist die Vorfreude auf den Heiligen Abend - Jesus Christus Geburt - vor allem bei Kindern sehr groß.

Wenn sich Eltern getrennt haben oder ein Elternteil verstorben ist, ist diese Adventszeit eine große Herausforderung für alle. Ist es das erste Weihnachtsfest, das nicht mehr als Familie gefeiert werden kann, ist es besonders schwer. Die Erinnerung – wie es die letzten Jahre war – ist noch frisch und so wird der Schmerz der Veränderung umso größer sein, als wenn es bereits neue „andere“ Adventszeiten oder Weihnachten in anderer Form gegeben hat.

Hilfreich in schweren, besonderen Zeiten sind für alle Menschen und besonders für Kinder Rituale. – Rituale geben Sicherheit, denn sie bieten Struktur und geben Vertrauen. Ein Ritual ist etwas, dass Menschen in bestimmten Situationen immer wieder tun und es ist verbunden mit einem Symbol. Rituale sind dennoch veränderbar und so können zum Beispiel in der neuen Familienzusammensetzung andere Rituale der neuen Situation angepasst werden und den Übergang erleichtern.

Welche Rituale kennen Sie aus Ihrer Kindheit, die Ihnen gutgetan haben und an die Sie sich mit einem wohligen, warmen schönen Gefühl zurückerinnern? Welches dieser Rituale haben Sie genauso oder etwas abgeändert in Ihr Erwachsenenleben mitgenommen und in Ihrer Familie weitergegeben?

Überlegen Sie weiter mit Ihrem Kind oder Ihren Kindern, was Sie für schöne Rituale gerade jetzt in der Adventszeit sich bewusstmachen oder neu einführen möchten?

  • Das Binden und Schmücken oder Kaufens eines Adventskranzes
  • Weihnachtsdekoration basteln
  • Plätzchen backen
  • Die Wohnräume adventlich schmücken
  • Weihnachtslieder singen
  • Einer alleinlebenden älteren Nachbarin oder einer geflüchteten Familie im Nachbarhaus Plätzchen, eine Kerze oder einen Tannenzweig vorbeibringen, etwas miteinander Spielen und Singen oder nach deren Weihnachtsritualen fragen und sich austauschen - wo gibt es Gemeinsamkeiten oder was ist anders und lädt ein zu neuen Ritualen?
  • Einen Adventskalender herstellen / befüllen / aufstellen oder aufhängen (24 bunte Socken oder Säckchen mit Wäscheklammern an ein Seil quer durch den Raum hängen und mit Kleinigkeiten befüllen: Nüsse, schöne Mut mach – Sprüche, gute Wünsche, eine Geschichte in kleine Teile aufgeteilt in die einzelnen Tage verteilen, etc.)

Ich möchte Ihnen noch ein Ritual empfehlen, das mir meine Kollegin Berit erzählt hat. Sie hat mit ihren zwei Kindern allabendlich folgendes Ritual, das ihre Kinder seit der Kindheit begleitet und welches die beiden auch jetzt noch – mittlerweile sind sie Jugendliche – noch immer in Krisenzeiten selbständig einfordern:

Jedes Kind erzählt beim Zubettgehen einem Elternteil zuerst drei Situationen oder Dinge, die es am Tag erlebt hat, die nicht so schön waren oder bei denen es sich nicht wohl gefühlt hat.

Anschließend erzählt es drei wunderschöne Begebenheiten des Tages, die schön waren.

Dieses tägliche Ritual hilft den Kindern ihren Tag zu überdenken, ein Elternteil an den Erlebnissen – den schlechten und den schönen – teilhaben zu lassen. Schlechte Erlebnisse zu teilen, bedeutet auch, sie nicht alleine tragen zu müssen. Ein „darüber reden“ erleichtert das Kind auf der einen Seite und auf der anderen Seite bekommen Sie als Elternteil auch die Dinge mit, die Ihr Kind am Tag belastet haben.

Da nach den „schlechten“ Erlebnissen die „schönen“ Erlebnisse erzählt werden, gibt es nun auch die Erinnerung daran, dass nicht alles schlecht war, sondern dass es auch ganz viele schöne Erlebnisse gegeben hat. Dies beruhigt sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen und lässt vor allem die Kinder leichter einschlafen.

Wenn Sie dieses Ritual einführen möchten, ist es zu Beginn nicht so wichtig, immer genau drei Erlebnisse zu finden – Sie dürfen mit Leichtigkeit und Freude darangehen, sich die Zeit zu nehmen Ihrem Kind zuzuhören was es am Tag erlebt hat und nebenbei auszuprobieren, ob Sie mit Ihrem Kind dieses neue Ritual einführen möchten – vielleicht gerade jetzt in der Adventszeit. Wichtig ist, dass Sie sich täglich die Zeit nehmen und es regelmäßig vor dem Zubettgehen, vielleicht auf der Bettkante sitzend, durchführen.

So kann es mit der Zeit zu einem liebgewonnenen, wichtigen Ritual werden, dass Ihrem Kind auch in schwierigen neuen Lebensphasen helfen kann mit Veränderungen besser umzugehen – Ihr Kind weiß, es kann mit Ihnen sowohl über belastende als auch über schöne Erlebnisse reden, denn dieses allabendliche Ritual bietet auch in stürmischen Zeiten Sicherheit und Vertrauen, dass es nicht alles alleine aushalten oder tragen muss.