Alleinerziehenden-Pastoral in den deutschen Diözesen

Der Weg entsteht beim Gehen.

Alleinerziehenden-Pastoral in den deutschen Diözesen

Vor über 30 Jahren haben sich die Referentinnen für Alleinerziehenden-Pastoral in den Diözesen Deutschlands zu einer Bundeskonferenz zusammengeschlossen, die sich einmal jährlich trifft. Zwar ist die Zahl ihrer Mitglieder in der Zwischenzeit durch Stelleneinsparungen geschrumpft, aber immerhin gibt es seit dieser Zeit auf katholischer Seite deutschlandweit eine kontinuierliche Koordination dieser Arbeit und eine intensive Kooperation. Sichtbares Zeichen dafür ist die Homepage, auf der alle Angebote in allen Regionen zu finden sind.

Entstanden ist die Alleinerziehenden-Pastoral aus der Frauenseelsorge und existierte in einzelnen Diözesen zum Teil schon lange vor dem Bundeszusammenschluss. Sie wurde in der Zeit eingerichtet, als Alleinerziehende mit einem schlechten Image zu kämpfen hatten, obwohl sie auch damals Beruf, Kinder und Haushalt alleine managen und zwischen Kindern und Erwerbstätigkeit jonglieren mussten und eigentlich Hochachtung verdient hätten. Ersteres hat sich zwischenzeitlich mit der wachsenden Zahl Alleinerziehender erfreulicherweise verändert; Zweiteres ist auch heute noch so, allerdings unter verbesserten Bedingungen durch mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten. „Alleinerziehend, aber nicht allen gelassen“ war ein Titel jener Zeit, der den Impetus der pastoralen Arbeit beschreibt.

Seit einem Jahr ist die Alleinerziehenden-Pastoral auf Bundesebene bei der Familienpastoral angebunden und folgt damit einer Umstrukturierung, die in vielen Diözesen mittlerweile geschehen ist: Zwar sind die meisten Alleinerziehenden Frauen, aber sie sind eine Familienform. Manche Diözesen haben zusätzlich Angebote dezidiert für Männer und für Patchwork-Familien.

Die Referentinnen für Alleinerziehenden-Pastoral in den Diözesen sind „Einzelkämpferinnen“, deshalb sind auf Bundesebene ein fachlicher Input zu pastoralen, juristischen oder methodischen Inhalten der Arbeit in Form eines Studienteils, der Austausch und die Kooperation mit Kolleginnen eminent wichtig. Die Themen der einzelnen Bundeskonferenzen waren in den letzten Jahren z. B.: juristische und systemische Aspekte zum Kindeswohl, Familienentwicklung nach Trennung, Resilienz fördernde Faktoren, Lebenswelten und Lebensgefühl Alleinerziehender. Neben einer inhaltlichen Profilierung steht die Lobby-Arbeit für Alleinerziehende ganz oben an; durchgängiges Prinzip bei allen Themen ist die Orientierung an den Ressourcen.

Generell ist das Ziel der praktischen Arbeit in den Diözesen die Begleitung von in Trennung und Scheidung lebenden Frauen und Männern, Witwen und Witwern, die mit Kindern zusammen leben. Die Angebotsformen sind entsprechend den Traditionen in den einzelnen Diözesen sehr verschieden. Ursprünglich sind so genannte Treffpunkte für Alleinerziehende in Form von Selbsthilfegruppen vor Ort entstanden, die diözesan direkt oder über Konferenzen und Fortbildungen begleitet wurden. Manche dieser Gruppen existieren noch heute und bieten meist im vierwöchigen Abstand Treffmöglichkeiten an; dort erfolgt ein Impuls durch eine/n Referenten oder Referentin zu juristischen, pädagogischen oder sonstigen Themen, mit dem man sich auseinander setzt, aber es ist auch genügend Raum für Austausch, Information und gegenseitige Unterstützung vorhanden. Die Kinder sind parallel dazu betreut. Aus diesen Gruppen sind häufig lebenslange Freundschaften entstanden. Je nach Region werden die Treffpunkte auch über Familienbildungsstätten organisiert.

In manchen Diözesen werden von den Fachstellen vorwiegend Wochenendveranstaltungen zu Themen des alleine Erziehens angeboten wie z. B. zu Pubertät bei Mädels oder Jungs, Erziehung im umfassenden Sinn, Stress im Alltag, Stärkung der Persönlichkeit und neuerdings auch Angebote für Großeltern, die für die Kinder ein wichtiges stabilisierendes Element sein können. Es gibt auch Ferien speziell für Alleinerziehende, die es oft schmerzt, im Urlaub lauter „heile“ Familien um sich zu haben, oder Angebote im Advent und an Weihnachten, über Ostern oder Silvester, weil die Gestaltung von Festen im Jahreskreis für Alleinerziehende sehr herausfordernd ist.

Gottesdienste für getrennt Lebende oder Geschiedene sind für kirchlich gebundene Menschen ein wichtiges spirituelles Element zur Versöhnung mit sich selber, ihrem Partner oder Partnerin und ihrem Lebensweg.

Von den Männerreferaten werden Väter-Kinder-Wochenenden organisiert, die häufig von allein erziehenden Vätern oder von Vätern, deren Kinder sonst bei der Mutter leben, besucht werden.

Mancherorts haben sich „Spezialangebote“ durch Kooperationen entwickelt: mit Caritas oder SKF für sehr junge ledige Mütter oder Patenprojekte für Alleinerziehende. Caritas, SKF und Donum vitae bieten über ihre Schwangerschaftsberatungsstellen auch eine längere Begleitung für Alleinerziehende an.

Die Referentinnen für Alleinerziehenden-Pastoral haben sich in den einzelnen Bistümern zu Fachfrauen für diese Zielgruppe entwickelt und organisieren Fachtagungen für unterschiedliche Dienste (z. B. Kindertagesstätten).

Psychologische Beratung gibt es in allen Diözesen durch die Beratungsstellen.

Insgesamt ist die Schwerpunktsetzung wegen der verschiedenen Strukturen und Finanzierungsmöglichkeiten der einzelnen Länder und Diözesen durchaus unterschiedlich.

Johanna Metzler

Der Weg entsteht beim Gehen.

Stück für Stück, Schritt für Schritt, Wanderer, es gibt keinen Weg, der Weg entsteht beim Gehen.

Der Weg entsteht beim Gehen und wenn man zurückschaut sieht man den Pfad, den man niemals von neuem gehen kann.

Wanderer, es gibt keinen Weg - der Weg entsteht beim Gehen.

(Antonio Machado)